Renovierung eines Wurstfüllers
(IV) Kessel lackieren
Nach längerem mal wieder ein Update. Es hat sich einiges getan, der Wurstfüller ist inzwischen fast fertig und war schon in Betrieb! Aber der Reihe nach:
Nachdem alle Teile des Antriebs nun fertig waren, ist der Kessel an der Reihe gewesen. Wie schon erwähnt bin ich auf Kelterlack gekommen den ich mir in diesem Fall von Jansen gekauft habe. Kelterlack kommt aus der Wein- und Mostherstellung und wird dort für den Anstrich von Metall und Holtbehältern verwendet, aber auch für Obst- und Beerenpressen. Das bedeutet, dass er zum einen lebensmittelecht ist, zum anderen mechanische Belastungen ganz gut abkönnen sollte.
Zuerst wurde der Kessel abgebürstet und der Rost abgeschliffen, und dann wie die Getriebeteile mit BEnzin ausgewaschen und danach mit Spülwasser ausgekocht:
Kesselinneres nach dem reinigen. Mehr war leider nicht mehr zu machen, aber zum überstreichen ist das in Ordnung:
Dann gehts ans anstreichen. Hierzu ein Hinweis: Kelterlack ist sehr dickflüssig und trocknet sehr schnell auf der Oberfläche an, daher wäre es für die Zukunft besser, den Lack ein wenig mit Spiritus zu verdünnen (Spiritus ist die Lösemittelbasis des Lacks) und mit der Lackierpistole zu spritzen. Bei mir sind mit dem Pinsel einige nicht so schöne Tropfnasen entstanden.
Ich habe dannn lälnger überlegt ob ich den Kessel auch aussen anstreichen soll. Eigentlich ist die Patina schön, aber da der Sockel Rost hatte, habe ich mich entschieden auch außen weiß zu streichen. Mittlerweile habe ich noch Ovatrol empfohlen bekommen, eine Rostversiegelung auf Ölbasis. Für Außen wäre das sicher das Richtige gewesen.
Meine Entscheidung ist dann so ausgefallen: Kessel weiß, Sockel und Handgriffe mit Metallschutzlack schwarz:
Zwischenzeitlich wurde noch eine Sockelplatte aus eiche für den ganzen Füller gebaut:
Und dann ist der Füller das erste Mal wieder zusammengebaut worden! Hier sieht mann jetzt auf dem letzten Bild auch die schwarz lackierten Teile am Kessel:
Leider ist beim ganzen Renovieren einer der Niederhalter verloren gegangen, wie auf dem letzten Bild hier oben zu sehen. Diese Niederhalter haben die Funktion den Kessel beim Hochkurbeln des Stempels "nieder zu halten".
Nachdem die Kurbel beim Kauf nicht dabei war, weil wohl verschollen, musst ich mit was überlegen. Ein Ringschlüssel wurde umfunktioniert: Der Vierkantantrieb am Füller hat 15mm Kantenlänge und somit sind Normkorbeln, wie es sie bei norelem.de oder dergleichen gibt raus. Dafür paast ein 19er Ringschlüssel über den Vierkant. Ein kurzes Stück Stahlstab wurde mit 15mm aufgebohrt und zum Außenvierkant gefeilt, dann am Ringschlüssel angeschweißt. Der 18er Schlüssel wurde abgeschnitten eine Gewindestange angeschweißt für den Handgriff - fertig ist die Kurbel!
Dann war der erste Probelauf dran: Alles super! Zuerst habe ich den Füller mit Kartoffelpüree getestet, auch um den Lack innen noch ein bisschen "anzuarbeiten". Dann kam das erste Mal wursten:
Läuft prima! Es sind noch ein zwei Kleinigkeiten zu tun aber funktionsfähig ist er...
Als Dichtung zwischen Kessel und Stempel haben wir ein paar lagen Zewa und Backpapier verwendet (bewährt sich eigentlich ganz gut, da das Backpapier besser gleitet und auch nicht völlig luftdicht abschließt, sodass der sich beim Runterkurbeln aufbauende Luftdruck entweichen kann)
Was steht noch aus?
- Schönen Kurbelgriff drechseln
- Lebensmittelechtes Lagerfett kaufen
- Niederhalter fräsen (beim Hochkurbeln des Stempels verkeilt dieser leicht weil sich der Kessel schräcg stellt --> was ohne den zweiten Niederhalter nicht passieren würde.)
- Sockelplatte einlassen
- Dichtung für Stempel besorgen
- Evtl. ein Ventil in den Stempel einbauen
Bissel was kann man immer noch optimieren ...
Renovierung eines Wurstfüllers
(III) Reinigung und Lackieren
Ein bisschen was hat sich getan seit dem ich den zerlegten Wurstfüller abgeschliffen habe. Da ich im Inneren des Gehäuses, außer mit einer kleinen Bürste für die Bohrmaschine, nicht vernünftig reinigen konnte, hatte ich mich dazu entschieden das Gehäuse, die Zahnräder und den Gehäusedeckel mit einem Benzin-Diesel Gemisch auszuwaschen und so die Fett- und Rostrückstände zu lösen. Die Idee habe ich aus diesem Forumsbeitrag:
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weitere Wertvolle Tipps sind übrigens auch hier zu finden:
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Zurück zum Thema. Das Reinigen mit Benzin hat bestens funktioniert, die Brühe, die dabei übrig geblieben ist war brackbraun und trüb. Das Benzin-Diesel-Gemisch habe ich dann ablüften lassen und zunächst nichts weiter gemacht. Um die Rückstände davon auch noch wegzubekommen, habe ich dann die ganzen Getriebe- und Gehäuseteile in Spülwasser mit Spülmaschinen-Tabs ausgekocht. Hier ein paar Bilder davon:
Dabei kam auch wieder eine ganz schön trübe Suppe zustande. Da die Teile nach dem Kochen sehr schnell Flugrost ansetzen, wurden sie nochmal abgewaschen und Restrückstände mit Stahlwolle weggebürstet. Dann mit heißem klarem Wasser abspülen und siehe da:
Schon hat man wunderbar saubere Einzelteile!
Und als alles abgetrocknet und abgelüftet war, konnte ich tatsächlich mit dem ersten Lackierdurchgang beginnen. Für die Gehäuseteile und Stangen wurde normaler Metallschutzlack verwendet. Ich habe noch überlegt ob ich die Teile spritzen soll, aber da der Lack sehr zähflüssig ist und nicht verdünnt werden sollte, habe ich mit Pinsel gearbeitet. Das sieht man allerdings auch und ich hoffe beim zweiten Durchgang werden sich die Flecken die durchscheinen dann geben:

Die Teile die mit dem Wurstbrät in Berührung kommen, werden mit Kelterlack angestrichen, dazu in einem späteren Teil dann mehr. Der Zylinder muss nämlich aucher erst noch gereinigt werden, was aufgrund der Verzinkung nicht so einfach ist. Mit der Flex schleift man da ruckzuck durch und da die Verzinkung an sich noch intakt ist und Rost nur an Schnittstellen wie dem Falz oder dem genieteten Sockel auftritt, muss ich mir noch überlegen wie ich am besten weiter mache. Vermutlich einfach sauber mit Stahlwolle auswaschen und dann überlackieren...
Für heute wars das!
Renovierung eines Wurstfüllers
(II) Erste Arbeiten
Als erstes wurde begonnen, den Wurstfüller zu zerlegen. Das war nicht so einfach, denn fast alle Schrauben waren festgerostet. Viel WD40 und Geduld war nötig um keine der rostigen Muttern "rund zu drehen". Danach machte ich mich an die Arbeit die Getriebeteile zu reinigen. Mit Drahtbürsten hat das ziemlich gut funktioniert:
Das Getriebegehäuse wurde einfach mit der Flex und einer Bürstenscheibe abgeschliffen, auch die Kolbenstange wurde damit gerinigt, weil man mit der Scheibe gut auch zwischen den Zähnen der Zahnstange reinigen kann.
Die Oberseite der Kolbenplate muss allerdings noch mit einer Topfbürste o.ä. gereinigt werden, welche mir zu dem Zeitpunkt fehlte.
Auch das Gehäuseinnere ist noch nicht gereinigt; Sandstrahlen wäre eine Option, die andere wäre ausschleifen mit einerm Bürstenaufsatz für die Bohrmaschine und dann mit Benzin auswaschen. Der Rost der Innen im Gehäuse sitzt, ist leicht lösbar und nicht sehr hartnäckig. Welche Option es wird, steht noch nicht fest.
Die nächsten Arbeitsschritte sind:
- Rest Schleifen und Säubern
- Lackieren von Gehäuse und Distanzstangen
- Überlegen wie der Zylinder innen zu säubern ist damit er mit lebensmittelechtem Lack (Kelterlack) behandelt werden kann
Man darf also gespannt sein!
Renovierung eines Wurstfüllers
(I) Wie alles Begann
Nachdem in letzter Zeit viel gewurstet wurde im Freundeskreis, hatte ich mir zunächst einen Fleischwolf Gr. 20 von Alexanderwerk bei eBay geschossen. Da ich von dem ganzen anderen Mist, den es dort als Neuware gibt, nichts halte wollte ich gleich was vernünftiges und deshalb Alexanderwerk. Man merkt es am Gewicht, Gussstahl, da kann ich in 100 Jahren nichts dran kaputt machen.
Nachdem dann fleißig damit gewurstet wurde (eine Fülltülle war damals mit ersteigert worden) und sich das Abfüllen immer so hinzog, weil man mit dem Wolf einfach keine Masse durchbekommt, sondern nur Druck, musste was neues her.
Es hat genau einen Tag gedauert bis ich wusste welche Art Wurstfüller ich will aber gute 2 Monate bis ich dann was passendes gefunden hatte.
- Es sollte entweder ein Alexanderwerk oder Vogtwerk Gerät werden (die alten Dinger sind einfach genial, nicht kaputt zu kriegen und sehen einfach gut aus)
- Am besten stehend, da die Platzverhältnisse für einen liegenden Füller zu klein sind.
- Mindestfüllmenge sollten ~ 5 Liter sein
- Es durfte ruhig auch was Renovierungbedürftiges sein
Also wurde viel gesucht und irgendwann bei kleinanzeigen stieß ich auf ein unfassbar günstiges Angebot:
Alexanderwerk, stehend, 6 Liter, alles aus Guss, bissl verrostet und leider fehlte die Kurbel, dafür schlappe 35€ - was wirklich nicht teuer ist.
Hier die Bilder aus dem Inserat:
Mit Versand etc., kam ich dann auf ~45€ und eine Woche später stand das gute Ding vor meiner Tür.
In der Zwischenzeit hatte ich mich bereits kundig gemacht, was alles zu tun ist und wo ich Ersatzteile etc. beschaffen konnte.
Hier noch Bilder vom Zustand bei Anlieferung:
Was ich als erstes geprüft habe, war die Gängigkeit des Getriebes, und zum Glück konnte ich mit einem 15mm Schraubenschlüssel problemlos die Zahnstange hoch und runter bewegen. Was ist also zu tun?
- Der Füller wird komplett zerlegt und evtl. gesandstrahlt in jedem Fall zumindest abgeschliffen (Gehäuse, Kolben, Zylinder, Getriebeteile etc.)
- Neulackierung aller Teile die nicht mit dem Wurstbrät in Berührung kommen mit normalem Metallschutzlack
- Dichtring am Presskolben muss ersetzt werden
- Kurbel mit 15mm Innenvierkant muss angeschafft werden
- Lebensmittelechter Anstrich der Komponenten die mit dem Wurstbrät in Berührung kommen (Zylinder innen und Flansch, Kolben, Zahnstange)
- Neue Grundplatte aus Holz muss gefertigt werden
- Füllrohre müssen angeschafft werden
Es gibt also einiges zu tun!